Der Mann braucht Hilfe beim Aufsetzen seines neuen Handys, Püppi hat die Windeln voll, will sich aber nicht wickeln lassen, sondern lieber jetzt – JETZT! – mit dem blauen – und nur dem blauen – Stift zeichnen. Gleich! Sofort! Alle! Und just in dem Moment als ich dem Mann mit der Kleinen im Arm Anweisungen zurufe, während ich versuche den blauen Stift mit Nutella-Resten aus dem Trinkbecher zu fischen, in dem er zwei Minuten davor versenkt wurde, kommt der Hund ins Wohnzimmer und pinkelt auf den Teppich. Yes! Es gibt Momente, in denen man einfach nicht weiß, ob man lachen sollte, obwohl einem eigentlich zum Weinen ist.
Was ich damit sagen will? Es ist okay, sich als Mama manchmal überfordert zu fühlen. Es ist auch okay, wenn das zwei Tage hintereinander der Fall ist. Immerhin gibt es sie einfach: Die Phasen, in denen man einfach nicht mehr kann und einfach nicht mehr will. Durchbeißen muss man in den meisten Fällen aber trotzdem. Immerhin kann man als Mama nicht in Krankenstand gehen, sich freistellen lassen oder spontan verreisen, um dem Alltag mit Kleinkind zu entfliehen.
Hier ein paar Tipps und Tricks von Mama-Coach Hanna Lind, wie man den Mama-Alltag meistert, ohne die Nerven zu verlieren:
1. Überforderung eingestehen
Gestehe dir ein, dass du gerade überfordert bist. Gestehe dir ein, dass es dir gerade zu viel ist. Dazu kannst du gerne laut aussprechen: „Mir ist gerade alles zu viel!“ Sprich es aus und lass das mal so stehen und wirken, ohne sofort was tun zu müssen. Beobachte, ob sich was verändert, ob die Anspannung ein bisschen nachlässt.
2. Gefühle bewusst machen
Mach dir bewusst, dass es deine Gefühle sind, die hier angestaut sind. Das ist in Ordnung, du darfst Gefühle und Emotionen haben. Die Kinder können jedoch nichts dafür und sie sind auch nicht das Problem!
Wie kannst du deine Gefühle entladen?
Weine, schrei (bitte nicht deine Kinder an, sondern schrei in einen Polster hinein, geh in den Wald und schrei, … das kann unglaublich viel Überwindung kosten und unglaublich befreiend sein), tanze, schüttle deinen Körper.
3. Wichtigkeiten erkennen
Du musst die Überforderung nicht von jetzt auf gleich wegbekommen!
Was ist jetzt gerade wichtig? Oft glauben wir so viel erfüllen zu müssen, das gar nicht notwendig ist und sogar in eine neue Überforderung hinein führt.
4. Freiräume schaffen
Schaff dir Freiräume für dich! Fang einmal mit 15-30 Minuten an, jeden 2. Tag.
Klingt viel? Wie soll sich das ausgehen? Wenn dein Kind schläft, knotz dich nicht sofort vor den Fernseher oder scroll auf Social Media. Nimm dir 15 Minuten Zeit für dich selbst. Leg dein Handy weg! Zünd dir eine Kerze an. Setz dich hin und spür mal, was da in deinem Körper los ist – viel wahrscheinlich! Oder mach dir Musik an und tanze, tanz einfach mal intuitiv alles raus, was sich in deinem Körper angestaut hat. Oder schreibe: schreib einfach mal alles raus, was da ist, alles, fang einfach einmal damit an.
5. Erwartungen bewusst machen
Mach dir deine Erwartungen bewusst.
Was erwartest du von dir im Umgang mit deinen Kindern?
Was erwartest du von dir bezüglich des Haushalts?
Welche Ansprüche hast du an dich in deiner Partnerschaft?
Und wichtig: Überforderung lösen wir nicht auf die Schnelle, sondern on the long run. Da braucht es mehrere kleine Schritte, ein Dranbleiben und ein Dahinterblicken, wo die Überforderung herkommt.
Solltet ihr jedoch das Gefühl haben, dauerhaft überfordert zu sein, ist es wichtig, professionelle Hilfe zu holen.